Interview: Alles zum Thema Farben und die Trendfarbe 2020!

Zu einer gelungenen CECIL Kollektion gehören natürlich auch die Farben. Fast jeden Monat gibt es einen neuen Farbton in der CECIL Farbpalette zu entdecken. Wie so eine Farbpalette entsteht und welche Trendfarbe wir 2020 erwarten können haben wir Claudia Maurer, Design Managerin im Bereich Farben bei CECIL, gefragt.

Claudia, wie bist du zu CECIL und zum Bereich Farbkonzept gekommen?
Ich bin seit 2001 bei CECIL. Ich wollte immer Kunst studieren und habe in Frankreich damit begonnen. Dort habe ich dann das Textildesign kennengelernt und mich dem mit Begeisterung zugewendet. Es ist ein Fachbereich, wo man künstlerisch tätig sein kann und zugleich hat man aber auch mit der Industrie zu tun.
Nach dem Studium bin ich hier gestartet; ich fand die Leute und die Stimmung hier super.
Ich habe angefangen als Designerin im Bereich T-Shirts und Prints. Nach anderen Stationen in verschiedenen Warengruppen und im Printbereich bin ich dann vor 5 Jahren in den spezialisierten Bereich der Farben eingestiegen, also Colour Concept. Das macht mir riesig Spaß.

Was genau bedeutet das? Also wie entsteht eigentlich die Farbpalette zu einer Kollektion?
Im Großen und Ganzen schaffen wir uns eine erste Idee das ganze Jahr über, das heißt, das erste Halbjahr. Frühjahr, Sommer z.B., da schaue ich erstmal was kommt, was sind die Trends, was ist wichtig. Dann spielen natürlich auch die Themen, die uns bewegen eine große Rolle, also vom Styling kommend. Wenn wir zum Beispiel das Thema Leomuster haben, steht die Frage im Raum, wie wir dies grafisch umsetzen und wie passt dann das Farbkonzept auf diesen grafischen Part. Also wie muss das Farbkonzept sein, damit es zu unserem Kollektionsthema passt.

Also steht erstmal ein Thema, eine Stimmung für eine Kollektion fest und darauf baut sich dann das Farbkonzept auf?
Ja, es ist wie ein Puzzle eigentlich, du hast die Prints, du hast das Thema, das Styling und die Farben und alles muss miteinander irgendwie harmonisieren. Das müssen wir alles zusammen kreieren.

Wie ist die Gewichtung zwischen den Trends und dem, was sich vielleicht bewährt hat? Es gibt ja bestimmt Farben, welche die Kundin immer mag, aber es soll ja auch etwas Neues, Zeitgemäßes in der Kollektion sein. Ist es schwierig da eine Balance zu finden?
Ich muss sagen, wir sind mit den Jahren mutiger geworden. Es ist immer wichtig, dass wir kommerzielle Farben dabeihaben, - unsere Kundin liebt Farbe und sie ist mit uns zusammen mutiger geworden. Letztes Jahr zum Beispiel war Gelb ein starker Farbton, ein Trendton, der auf den Laufstegen und überall sichtbar war. Wir waren uns sicher, unsere Kundin wird auch Gelb mögen! Wir hatten bereits Erfahrungen gesammelt mit einem Gelbton im Frühjahr und wussten somit, im Spätsommer können wir einen Gelbton nochmal aufnehmen. Dann kommt es natürlich auch auf die Nuancierung eines Farbtons an, ob er bei der Kundin ankommt. Zum Beispiel sind bei den Rottönen tendenziell die blaustichigen erfolgreicher, als die zu gelblichen. Die Definition eines Farbtones für eine Kollektion ist sozusagen ein Austausch zwischen Wissen und Trend. Da die Mitte zu finden und vor allem die Kundin im Fokus zu behalten, weil, es geht ja nicht darum was ich mag, sondern es geht darum was die Kundin mag! Sie möchten wir ja glücklich machen! Das geht natürlich nur, indem wir ihren Geschmack treffen.

Es gibt aber auch Farben, die immer da sind, oder?
Ja, unsere Kundin hat ja ihre Favoriten, da gibt es schon eine Tendenz, also Blau zum Beispiel. Unsere Basic-Farbe deep blue, die findet man in fast jeder unserer Kollektionen wieder. Es ist wichtig, dass wir diese Basic-Farbe haben, das ist unser tägliches Brot, sage ich mal. Sie ist wichtig im Bereich Kommerzialität und darauf wird aufgebaut.
Man könnte sagen, wir haben die Basistöne und die Trendtöne und zeitgleich ist es wichtig in der Farbpalette die Modernität zu spielen, aber auch die Kommerzialität.

Beschäftigst du dich auch damit, welche Bedeutung eine Farbe hat, bzw. welche Bedeutung oder Wirkung ihr nachgesagt wird oder ist das eher ein intuitiver Prozess?
Primär haben wir das Profil unserer Kundin im Blick. Natürlich spielt der Zeitgeist auch eine Rolle. Trends werden auch aus dem Zeitgeistgefühl entwickelt von daher ist da schon eine kleine Tendenz, aber so im Detail könnten wir das nicht berücksichtigen. Wir schauen, dass eine Farbe für alle Länder passt.

Gibt es denn große Unterschiede, welche Farben in den Ländern beliebt sind?
Das hat abgenommen über die Jahre. Es wird immer so sein, dass, wenn wir zwei Farbtöne anbieten, diese in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich angenommen werden. Aber wir setzen schon Schwerpunkte, die nach unserer Meinung, in allen Ländern funktionieren. Früher war das differenzierter und es gab tatsächlich für andere Länder auch mal eine andere Farbe in der Kollektion.

Zum Thema Farbtrends 2020: Kannst du sagen, was kommen wird? Was du so mitbekommen hast, also auch nicht nur auf die Mode bezogen?
Also ich „ticker“ schon die ganze Zeit nach dem Pantone Farbton des Jahres. Pantone ist ja DAS Institut für Farbe, und gestern Abend wurde er dann genannt. Es ist das „classic blue“, es steht für den Horizont und die Weite und da kommt natürlich dann ein bisschen die Bedeutung der Farbe zum Tragen. Ich bibber jedes Jahr die ganze Zeit und warte auf den Farbton des Jahres und hoffe natürlich, dass ich ihn ins Farbkonzept mit eingebracht habe. Dieses Blau ist natürlich jetzt für uns total gut, ein super Ergänzungston zu unserer Basic-Farbe deep blue! Ich freue mich extrem darüber, dass wir es geschafft haben, den Pantoneton des Jahres in einer unserer Kollektionen 2020 zu spielen!
Der Pantoneton des Jahres wird sich natürlich auch durch andere Bereiche wie z.B. dem Interieur-Bereich ziehen.

Und welche Farben kommen bei CECIL in den Kollektionen, weißt du das schon?
Wir versuchen jede Kollektion sehr abwechslungsreich zu gestalten, das heißt wir versuchen auf alle Fälle einen Farbflow hinzubekommen. Das heißt, in der einen Kollektion wird auf Grün gesetzt und in der nächsten ziehen wir die Anteiligkeit des Grün etwas runter und platzieren einen neuen Farbton in der Kollektion. Das ist das Spiel und wir versuchen da auch immer eine Varianz zu bekommen.

Wie wandeln sich so die Farben der Kollektionen über die Jahreszeiten hinweg? Gibt es da Tendenzen, die sich wiederholen? Zum Beispiel, dass es im Frühling eher kältere Töne gibt oder im Herbst eher wärmere? Gibt es Farbtöne, die nur zu einer Jahreszeit in der Kollektion sind?
Ich würde sagen, es kommt auf die Nuancierung an. Vielleicht nehme ich im Winter eher ein dunkleres Grün und gehe im Sommer lieber auf ein strahlendes, kräftiges Grün. Ich bedenke die Jahreszeiten bzw. der Anspruch der Kundin schon irgendwo, im Winter ist man oft auch blasser und im Sommer, wenn man aus dem Urlaub kommt kann man eher kräftigere, sommerlichere Farben tragen. Das spielt schon eine Rolle, aber generell kann man sagen, gibt es keine Einteilung mehr in Herbstfarben oder Frühjahrstöne. Man trägt auch Pastelle im Winter und wenn man das jetzt auf Strick überträgt hat man ja zum Beispiel schon diese Winterlichkeit über die Qualität und den Style. Von daher ist man da flexibler im Bereich Farben geworden.

Ein Farbton wirkt ja auch unterschiedlichen Materialien ganz anders. Berücksichtigst du das auch wenn du eine Farbpalette erstellst?
Man versucht ein klares Konzept zu erhalten und man muss auch innerhalb der Nuancierung darauf achten, ob ein Farbton kompatibel für die Warengruppen ist. Das heißt, im Winter ist Strick mehr im Fokus, dann schaue ich ob dieses Töne Strickkompatibel sind. Im Sommer sind es eher die T-Shirts, die breit abgedeckt werden müssen. Die unterschiedlichen Qualitäten haben andere Farbansprüche; - somit können Farben tatsächlich in verschiedenen Warengruppen anders wirken. Wenn ich einen Farbton auf unterschiedliche Warengruppen übertrage, dann ist es natürlich in der Produktion die große Herausforderung, alles harmonisch anzulegen. Ich habe eine „main reference“ und daran müssen sich im Grunde alle Warengruppen halten. Das ist schon wichtig zu wissen, dass, wenn ich beispielsweise ein Strickgarn für die Produktion bestätige, wird es in der Abstrickung aufgrund der Materialität dunkler. Und dann kommt es ja auch darauf an, ob es ein Rippmuster ist oder Flachstrick; Feinstrick oder Flexknit. Allein durch den Lichteinfall und die Umsetzung verhält sich jede Stofflichkeit in einer Farbe anders. Das ist natürlich die große Kunst, alles so in den Laden zu bringen, dass es harmonisch ist. Es gibt immer leichte Schattierungen - das ist normal. Wichtig ist, dass das Gesamtbild farbharmonisch aussieht, sodass die Styles alle miteinander kombiniert werden können. Es ist auch so, dass wir schon schauen, ob wir genug Hosenfarben in der Farbkarte haben. Bei Hosen muss die Farbe eventuell etwas dunkler sein als die Oberteilfarbe und trotzdem müssen beide kombiniert werden können. Das sind Ansprüche, die wir versuchen immer wieder zu erfüllen, um der Kundin die bestmöglichen Kombinationsmöglichkeiten zu bieten.

Das klingt alles sehr spannend! Zum Schluss eine Frage aus dem Freundschaftsbuch, was man früher herumgereicht hat: Hast du eine Lieblingsfarbe?
Das kommt auf den Bereich an. Persönlich mag ich in meiner Bekleidung die Farbe Schwarz, was ja eigentlich eine Nichtfarbe ist. Aber eigentlich mag ich ganz viele Farben. Meine Wohnung hat ganz viele Pastelltöne und die Kleidung meiner Kinder ist kunterbunt. Da bin ich nicht wirklich festgelegt.

Vielen Dank für das Gespräch, Claudia!