Modeglossar

Viskose - die weiche Chemiefaser aus natürlichem Stoff

Bei Viskose handelt es sich um eine halbsynthetische Chemiefaser, die durch ein bestimmtes Verfahren gesponnen wird. Die Fasern werden aus dem Rohstoff Zellulose gewonnen. Daher gilt die Viskosefaser nicht als Kunstfaser. Der Grund für die große Beliebtheit ist, dass Viskose die Vorteile der beiden Stoffe Baumwolle und Seide vereint. Doch was macht die Faser so besonders und für welche Kleidungsstücke wird sie verwendet?

Der Wunsch nach Kunstseide

Schon um 1845 gelang es Chemikern, künstlich seidenähnliche Fasern herzustellen. Damals wurde eine Zelluloseverbindung entdeckt, die weiterführend als zur „Nitratseide“ bzw. als „künstlichen Seide“ zum Patent angemeldet wurde. Später gelang es, dieses Verfahren durch die Mithilfe von Kupferoxid-Ammoniak zu perfektionieren und für die Faserherstellung zu nutzen. Die Produktion von „Kupfer-Kunstseide“ begann.

Um 1900 wurde in England endgültig die Faserherstellung nach dem Viskoseverfahren entwickelt. Das war auch der Beginn der Chemiefaserindustrie. Die „Kunstseidenstrümpfe“, die nach dem Krieg aufkamen und die „Chemieseide“, die bei Damenwäsche ihren Einsatz fand, wirkten sich geradezu revolutionierend auf die Modewelt aus.

Durch die Weiterentwicklung des Viskoseverfahrens wurde es möglich, Fasern herzustellen, die in ihren Eigenschaften vergleichbar mit Baumwolle sind. Ende der 90er Jahre wurde ein umweltschonenderes Lösemittelverfahren erfunden, womit man Lyocell herstellt.

In den letzten Jahren hat man das Verfahren noch weiterentwickelt und kann Fasern aus Biopolymeren – also Glukose gewonnen aus Pflanzenstärke – herstellen. Eine weitere neue Entwicklung in der Faserherstellung ist der Einsatz von abbaubaren Milcheiweißfasern.

Der Herstellungsprozess der Viskosefasern

Den Rohstoff für Viskose liefern Naturfasern: nämlich von Eukalyptus-, Pinien-, Fichten, Bambus- und Buchenholz. Diese werden entrindet und in kleine Stücke zerkleinert. Harze und andere Fremdstoffe werden in einem aufwändigen Prozess ausgekocht und zersetzt. Danach wird die Zellulose zu festen Zellstoffplatten gepresst. Um daraus Fasern gewinnen zu können, müssen diese Zellstoffplatten wieder verflüssigt werden. Dazu werden sie in Natronlauge getränkt. Diese Herstellungsart, auch Viskoseverfahren genannt, ist über 100 Jahre alt.

Nach dem Auflockern der Zellstoffplatten und dem darauffolgenden Abpressen, wird die nun entstandene Alkalizellulose in Flocken zerfasert. Durch das Einwirken von Schwefelkohlenstoff – auch Sulfidieren genannt – und dem abermaligen Zufügen von Natronlauge, entsteht die Grundmasse. Diese Grundmasse, die honigähnlich aussieht und Spinnlösung genannt wird, ist die Grundlage, aus der man Viskose und Viskosefasern gewinnt. Bereits bei dieser Spinnlösung kann man, je nach Wunsch, Mattierungsmittel oder Farbstoffe hinzufügen.

Nach dem Filtrieren und Entlüften der Spinnmasse wird diese durch feine Düsen in ein Spinnbad gepresst. Dort erstarrt die Zellulose zu Filamenten, welche zusammengefasst ein Filamentgarn ergeben und aufgespult werden können. Abschließend werden die Filamente gründlich gewaschen, um die Inhaltsstoffe aus der Herstellung zu entfernen. Nach dem Ölen der Filamente – Avivieren genannt – werden sie getrocknet und durch Schneiden auf die gewünschte Stapellänge in Spinnfasern geschnitten. Das fasertechnische Kurzzeichen von Zellulose, Cellulose bzw. Viskose ist CV.

Viskose ist zwar eine Chemiefaser, jedoch handelt es sich beim Zellstoff um einen natürlichen Grundstoff. Je nachdem, welche Rohstoffe verwendet werden und wie die chemische Veredelung erfolgt, kann Viskose bezüglich des Aussehens und der Beschaffenheit verschieden sein. Die Optik und Haptik des Viskosestoffes kann der von Baumwolle, Seide oder Wolle ähneln.

Angenehm weich, atmungsaktiv und kühlend auf der Haut

Die Viskosefaser kombiniert die positiven Eigenschaften verschiedener Stoffe wie Baumwolle oder Seide. Sie ist: natürlich weich und saugfähig.

So eignet sie sich bestens für die Herstellung von Sommermode. Der Viskosestoff nimmt die Feuchtigkeit gut auf und gibt sie auch wieder ab und sorgt damit für eine optimale Feuchtigkeitsregulierung, was nicht nur im Sommer ein Vorteil ist. Die Faser fusselt nicht und ist antistatisch, wodurch sie auch für Allergiker eine hautfreundliche Wahl ist.

Sie ist sehr leicht, aber dennoch robust. Typisch für Viskosestoffe sind die wunderbare Leichtigkeit und der fließende Fall. Viskose- und auch viele Kunstfasern sind fein und weich, deshalb angenehm auf der Haut zu tragen. Die Dehnbarkeit von Viskose ist doppelt so hoch wie die von Baumwolle. Viskosefilamente können in verschiedenen Kombinationen mit Naturfasern, anderen Zellstoffen oder Chemiefasern verwebt werden. Je nach Veredelung ergeben sich verschiedene Einsatzgebiete und Trageeigenschaften.

Die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Viskosefasern

Die Modeindustrie nutzt die Faser als wertvollste Kunstseide für Kleidungsstücke, die locker und leicht fallen sollen. Die Textilien fühlen sich sehr angenehm auf der Haut an. Unangenehmes Schwitzen wird durch die luftige Verarbeitung vermieden. Viskose eignet sich hervorragend für Sommerkleidung wie:

Röcke

T-Shirts

Bettwäsche

Das Material wird gern mit anderen Stoffen wie Baumwolle, Wolle oder Leinen gemischt, kann aber ebenso als alleinige Kunstfaser eingesetzt werden. Dank der starken Saugfähigkeit nehmen die Viskosefasern Farben sehr gut an, sodass die Kleidungsstücke und Textilien brillante Farben zeigen und wahlweise matt oder seidig glänzend erscheinen können. Glänzende Effekte sind beispielsweise bei Futterstoffen bekannt.

Unterschied zwischen Viskosestoffen und Polyester oder Baumwolle

Bei Polyester handelt es sich um eine rein synthetische Faser, die aus Erdöl gewonnen wird. Viskose hingegen wird aus Zellstoff hergestellt. Polyester nimmt, anders als die sehr saugfähige Viskose, nur wenig Feuchtigkeit auf, doch sie ist im Gegenzug relativ knitterarm, während Viskose sehr leicht knittert. Das synthetische Material Polyester ist außerdem nicht atmungsaktiv und begünstigt daher Schweiß.

Dies verhält sich bei der Kunstfaser Viskose völlig anders. Da Zellulose den Rohstoff der Viskosefaser bildet, ist sie in der Beschaffenheit der Baumwolle ähnlich und kann auch mit ihr verarbeitet werden. Doch die Viskosefaser unterscheidet sich in ihren Eigenschaften stark von der Baumwolle: Viskose ist in der Lage, bis zu 400 Prozent des Eigengewichts an Flüssigkeit aufzunehmen und ist somit erheblich saugfähiger als Baumwolle.

Viskosestoffe pflegen

Reinigen Sie die Faser schonend. Waschen Sie es in der Maschine im Feinwaschprogramm. Verwenden Sie Flüssigwaschmittel statt Pulver beim Waschen, denn Letzteres kann Rückstände in der Faser hinterlassen und dem Gewebe ein stumpfes Aussehen verleihen.

Für den optimalen Schutz empfiehlt sich die Verwendung eines Wäschenetzes beim Waschen. Textilien aus Viskose sollten nicht geschleudert werden, denn die Fasern sind durch das Wasser anfällig. Das Material eignet sich nicht für den Trockner.

Legen Sie den Stoff nicht auf die Heizung, denn er kann bei hohen Temperaturen stark einlaufen. Eine ideale Trocknung erfolgt tropfnass auf einem Kleiderbügel an der Luft.

Stoffe aus Viskose neigen leicht zum Knittern. Sie müssen sie daher nach dem Waschen in Form bringen. Viskosestoffe müssen häufig gebügelt werden. Am besten gelingt dies im noch leicht feuchten Zustand auf zweiter Stufe. Bei einem Dampfbügeleisen genügt bügeln auf der ersten Stufe.

Zur Entfernung von Flecken eignet sich Gallseife. Wie bei allen Textilien, egal ob es sich um Fäden und Materialien aus Naturfasern oder Chemiefasern handelt, sollten Sie hinsichtlich der Pflege die Hinweise auf dem Etikett beachten.

Viskose – Kunstfaser aus dem Naturstoff Zellulose mit vielen positiven Eigenschaften

Viskose ist eine künstlich hergestellte, robuste Faser aus dem Naturstoff Zellulose. Sie ist atmungsaktiv und mit ihrer enormen Saugfähigkeit feuchtigkeitsregulierend. Die haut- und allergikerfreundliche Chemiefaser ist für die Fertigung von Kleidung und Textilien bestens geeignet. Mit den genannten Vorteilen und den gut kühlenden Eigenschaften wird gern Sommermode daraus hergestellt. Von Vorteil sind der fließende Fall und weiche Griff eines Stoffes aus Viskose. Da die Kunstfaser ein gutes Färben und Bedrucken ermöglicht, sind die Viskosestoffe häufig farbintensiver als bei reiner Baumwolle.